Medizin-Geschichten |
Die Heilpflanze des Monats Juli 2014 |
Folge 27: Petersilie |
Das Küchenkraut schlechthin ist die Petersilie. Wie viele andere unserer Küchenkräuter stammt auch die Petersilie aus dem Mittelmeergebiet. Ihr botanischer Name Petroselinum ist denn auch aus dem Griechischen: „Petros“ ist der Stein oder der Fels, und „selinon“ bedeutet Sellerie oder Sellerie-ähnliche Gewächse (in vielen alten Sprachen wurde dasselbe Wort für Sellerie und Petersilie benutzt). Man kann also davon ausgehen, dass die wilde Petersilie die Felshänge in Griechenland bedeckt hat. Darauf deutet auch alte Namen wie „Felsteppich“ oder „Felswurz“. „Petersilie“ ist schlicht die Verdeutschung von Petroselinum. Nach Mitteleuropa kam die Petersilie wohl durch die römischen Legionäre. Küchenkraut auf jeden Fall, aber die Petersilie eine Heilpflanze? Schon im Altertum wurde die an Vitamin C und Mineralstoffen reiche Pflanze medizinisch genutzt. In Klöstern wurde sie sogar zuerst als Heilpflanze angebaut und erst später als Küchenkraut. So wurde das „Peterlein“ etwa bei Blasen-, Nieren- und Leberleiden sowie bei Magenkrämpfen eingesetzt. Die Pflanze spielte von jeher aber vor allem im Aberglauben der germanischen und romanischen Länder eine große Rolle. Das hat zu einigen merkwürdigen Gebräuchen und Vorstellungen geführt. So hieß es zum Beispiel, eine Hausfrau müsse beim Säen von Petersilie lachen. Es wurde außerdem befürchtet, die Petersilie bringe Unglück. Die lange Keimdauer wurde damit erklärt, dass die Petersilie siebenmal zum Teufel fahren müsse, bevor sie keimt. Überraschen mag es, dass ausgerechnet die Petersilie, dieses unscheinbare Küchenkraut, im Mittelalter den Ruf eines Hexenkrauts hatte. Das hat mit der stark aphrodisierenden Wirkung der Pflanze zu tun. Eine alte Volksweisheit besagte: „Petersilienwurzel macht Männer geil.“ Sie soll aber auch die weibliche Lust steigern können. Die Wurzel wurde in Liebessalben und Liebestränke gemischt. Denn die Wurzel kann berauschend wirken und erotische Fantasien hervorrufen, was der Petersilie auch den Namen „Geilwurz“ eintrug. Ein anderer alter Volksspruch lautete: "Petersilie hilft dem Manne aufs Pferd, den Frauen unter die Erd!" Die erste Hälfte dieses Spruchs spielt natürlich auf die aphrodisierende Wirkung an. Aber die zweite Hälfte deutet auf eine andere Wirkung der Hexenpflanze Petersilie hin: Die Samen waren ein wirksames Abtreibungsmittel. Aus beiden Gründen war die Pflanze bei den Prostituierten des Mittelalters sehr beliebt. Und so wurden die Straßen der käuflichen Liebe nicht nur „Rosengassen“, sondern auch „Petersiliengassen“ oder „Peterles Gässchen“ genannt. Quellen: u.a. Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“, Marianne Beuchert: „Symbolik der Pflanzen“ und verschiedene Internetseiten (zum Beispiel www.lexikon.huettenhilfe.de ) |
Die Doldenblüten der Petersilie sind grünlich-gelb. Die der Glatten Petersilie sehr ähnliche, aber stark toxische Hundspetersilie (Aethusa cynapium) hat dagegen weiße Blüten. Weil die beiden Pflanzen so leicht verwechselt werden können, wurde im Mittelalter die Krause Petersilie gezüchtet. Krause Petersilie ist eine sehr zähe Pflanze, die etwa auch Hagel gut übersteht. Wenn etwas geschehen ist, das eigentlich völlig unmöglich ist, sagen wir heute noch: „Es hat mir die Petersilie verhagelt…“ Foto: Armstrong |